
„Fahrrad-Klima“: Vier minus für Radverkehr in Eltville
Eltville, 17. Juni 2025. Erneut keine gute Note für Eltville. Die Teilnehmenden des ADFC-Fahrradklima-Tests 2024 bewerten die Bedingungen für Radfahrende in ihrer Stadt mit 4,15 auf einer Schulnoten-Skala. Das ist eine leichte Verschlechterung gegenüber der Note 4,0 im Jahr 2022. Für den Rheingau-Taunus-Kreis ist dieses Ergebnis fast das Schlusslicht, nur Idstein (4,25) und Taunusstein (4,35) schneiden noch schlechter ab, Schwalbach kommt dagegen mit der Note 3,61 bundesweit auf einen guten Platz 100 seiner Größenklasse.
Dass es ganz anders geht, zeigt die Gemeinden Wettringen in Nordrhein-Westfalen, die mit der Note 1,55 im bundesweiten Vergleich in der Größenklasse bis 20.000 Einwohner:innen den absoluten Spitzenplatz belegt. Eltville ist im Ranking dieser Gruppe von Platz 288 bei der Befragung 2022 jetzt auf 341 (von 474) abgerutscht. Innerhalb Hessens ergibt das Rang 57 von 69 Kommunen ähnlicher Größe.
Falschparker als Problem auch für den Radverkehr
Kritisiert wurde von den Befragten in Eltville vor allem, dass der ruhende Verkehr unzureichend kontrolliert wird. Der ADFC wirb seit Jahren für ein gutes Miteinander im Straßenverkehr und dafür, dass sich alle Verkehrsteilnehmende an die Spielregeln halten. Wer auf Geh- oder Radwegen, in zweiter Reihe, auf Carsharing- und Behinderten-Parkplätzen oder auf Stellplätzen für Elektroautos parkt, gefährdet oder behindert andere Verkehrsteilnehmende und macht den Umstieg auf klimaschonende Verkehrsmittel unattraktiver.
In Eltville sind falsch parkende Pkw und Lieferwagen leider an der Tagesordnung. ADFC-Mitglied Elke Tegeler aus Eltville meint dazu: „Ein Beispiel ist der verkehrsrechtsfreie Raum vor dem Eltviller Bahnhof. Falschparker werden dort offenbar von den Ordnungsbehörden toleriert. Dies führt zu massiven Behinderungen der Linienbusse und Radfahrer und sehr unübersichtlichen und gefährlichen Verkehrssituationen.“ In der Wilhelmstraße vor dem Eltviller Bahnhof gibt es die in Bahnhofsnähe typischen Haltebuchten und Gelegenheiten zum Kurzzeit-Parken bis zu zwei Stunden;iese würden kontinuierlich fürs Dauerparken missbraucht. Für schnelle Erledigungen parkten Autofahrer dann häufig so, dass dies andere gefährde oder behindere.
Wenig Werbung fürs Radfahren
Außerdem meinen die Befragten, dass zu wenig Werbung für das Radfahren stattfindet. Die Stadt schreibt sich das Thema Nachhaltigkeit auf die Fahnen und wurde 2021 mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet. „Bei der Verkehrswende wird sie diesem Anspruch allerdings nicht gerecht“, stellt der ADFC Wiesbaden/Rheingau-Taunus fest. Wie in den Vorjahren habe die Stadt zwar im Jahr 2025 wieder am Stadtradeln teilgenommen, darüber hinaus sei bei Aktionen für den Umweltverbund in Eltville Fehlanzeige.
Weiter schneidet Eltville bei den auf Radfahrende ausgerichteten Ampelschaltungen, dem Winterdienst auf Radwegen und den fehlenden öffentlichen Fahrrad-Leihsystemen sehr schlecht ab. Der ADFC sieht dies jedoch für eine kleine Stadt wie Eltville nicht als vorrangige Probleme.
Positiv: Geöffnete Einbahnstraßen und gute Erreichbarkeit des Stadtzentrums
Dass die Einbahnstraßen schon vor einigen Jahren fürs Radfahren im Gegenverkehr geöffnet wurden, wird der Stadt positiv angerechnet. Diese Maßnahme ist in Eltville wie in vielen anderen Städten inzwischen Normalität und hat sich bewährt. Auch die gute Erreichbarkeit des Stadtzentrums mit dem Fahrrad bekommt eine gute Note. Eine Chance, aus der die Stadt noch mehr machen könnte.
Alle Ergebnissen des ADFC-Fahrradklima-Tests 2024 gibt es hier: https://fahrradklima-test.adfc.de/
Über den ADFC-Fahrradklima-Test
Der ADFC-Fahrradklima-Test ist die größte Umfrage zur Zufriedenheit der Radfahrenden in Deutschland. Er wird vom Fahrradclub ADFC alle zwei Jahre mit Unterstützung des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr durchgeführt und fand 2024 zum elften Mal statt. Damit fundierte Ergebnisse erzielt werden können, müssen je nach Stadtgröße mindestens 50, 75 oder 100 Abstimmungsergebnisse vorliegen. Die Umfrage ist offen für alle, richtet sich jedoch speziell an die Radfahrenden und ist deshalb nicht repräsentativ für die Bevölkerung. Die Ergebnisse des Tests haben durch die breite Bürgerbeteiligung jedoch hohe Aussagekraft und können Kommunen helfen, das Angebot für Radfahrende gezielt zu verbessern.
- Falschparkende am Eltviller Bahnhof machen es anderen Verkehrsteilnehmern schwer. © ADFC | Elke Tegeler
- In der Schwalbacher Straße in Eltville fällt die freie Fahrt auf dem Radfahrschutzstreifen oft parkenden Autos zum Opfer. © ADFC | Elke Tegeler